Petra Wagner
Dass mein Traum, Lehrerin an einer Volksschule zu sein, so schnell Wirklichkeit wird, hätte ich nicht gedacht. Was ich aber noch viel weniger gedacht hätte, war, dass ich bereits in meinem ersten Dienstjahr nicht nur Lehrerin, sondern auch gleich Ausbildungslehrerin an der Übungsschule einer Pädagogischen Akademie sein würde. Tja, diese Tatsache hat dann doch für einiges an Gefühlgewirr in meinem Inneren gesorgt und vielerlei Emotionen, Erwartungen aber auch Ängste sind in mir hochgekommen.
Einerseits war es ein sehr schönes Gefühl bereits von Anfang an als „vollwertiges” Mitglied im Lehrkörper gesehen zu werden. Es gab mir Selbstvertrauen und Zuversicht und genau dieses Vertrauen in mich ließ mich diese Aufgabe dann auch mit Freude beginnen. Doch andererseits kann ich auch Ängste und Bedenken nicht leugnen. Einige Fragen konnte ich einfach nicht loswerden:
Habe ich überhaupt genügend Erfahrung und Wissen um bereits als „Vorbildlehrer” zu agieren? Bin ich fachlich, sowie methodisch-didaktisch so versiert, dass ich sicher sein kann keine „Fehler” zu machen? Werden Studenten mich überhaupt „schon als Ausbildungslehrerin” akzeptieren? Werde ich überhaupt ernst genommen, oder wird es eher heißen: „Was will denn die schon wissen?!” ...
Nachdem ich jetzt schon ein aktives und erfahrungsreiches Semester als Ausbildungslehrerin hinter mir habe, kann ich sagen, dass sich meine Ängste Gott sei Dank nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil. Ich hatte sehr wohl das Gefühl ernst genommen zu werden. Die Zusammenarbeit mit den Studenten klappte wunderbar und ich merkte auch sehr schnell worauf es wirklich ankommt.
Darum mein Tipp an alle Junglehrer oder Lehrer die in den Genuss des Ausbildungslehrerdaseins kommen: Es ist gar nicht so wichtig von Anfang an perfekt zu sein, alles zu wissen und alles zu können. Viel wesentlicher und effektiver ist es, alle Ängste und Unsicherheiten loszulassen und Vertrauen in das eigene Können und in die eigene Person zu haben. Warum nicht zugeben, dass man manches nicht weiß oder sich dort und da (noch) nicht ganz sicher ist? Warum nicht als Ausbildender mit Auszubildenden einen gemeinsamen Erfahrungsweg gehen, auf dem man voneinander lernt? Ich spüre, dass ich in die richtige Richtung gehe, wenn ich mich nicht so sehr als Ausbildender, sondern eher als Begleiter verstehe, der selber immer auf einem Weg des Lernens bleiben wird!